Das Märchen vom billigen Elektroauto
Elektroautos sind viel zu teuer, Elektroautos rechnen sich nur wegen der Förderung, Elektroautos haben nur kurze Reichweiten. Diese und andere Falschinformationen wurden von der deutschen Autoindustrie jahrelang durch Lobbyisten verbreitet, zumindest solange die deutsche Autoindustrie noch keine vernünftigen eigenen Autos produziert.
Betrachten wir doch bitte mal die einzelnen Punkte etwas genauer:
Die Förderung gibt es nicht mehr und das ist gut so, weil es nicht Aufgabe des deutschen Staats sein kann, die Versäumnisse der deutschen Autoindustrie, die jahrelang fette Gewinne mit Benzin und Diesel gemacht hat, auszugleichen. Dass chinesische Autos und andere Importe auf Steuerkosten subventioniert werden war vor Jahren schon abzusehen.
Wer sich die Preise im Jahr 2024 einmal genau ansieht, weiß, dass er bereits ab 12.000 € ein einfaches Elektroauto erwerben kann. Aber zwischen 20.000 € und 30.000 € gibt es schon eine interessante Auswahl. Bei der PS-Zahl der Fahrzeuge stellt man schnell fest, dass gar kein so großer Preisunterschied existiert. Ein 200 PS Auto als Benziner ist häufig schon teurer als ein gleich starkes Elektrofahrzeug.
Wie sieht es aus mit den laufenden Kosten?
Die KFZ-Steuer wurde langfristig auf null gesetzt, was sicherlich aus ökologischer Sicht vernünftig ist, um die Abgasbelastung in den Städten zu reduzieren. Die Bremsen halten mindestens dreimal so lange, weil die Energie in der Regel zurückgewonnen wird und nur noch zu einem ganz geringen Teil gebremst werden muss. Viele Teile, wie Anlasser, Wasserpumpe, Kühler Frostschutz, Keilriemen, Zündkerzen, Auspuff und so weiter gibt es gar nicht. Was es nicht gibt, braucht auch keine Wartung, kann nicht kaputt gehen und erfordert auch keine Kosten, solange das Auto lebt.
Die Batterie Lebensdauer ist noch eine Fantasie der Benzinlobyisten. Nahezu jeder Hersteller gibt 150.000 km oder mehr Garantie. Praxiswerte zeigen, dass Batterien 3, 4 oder 500.000 km problemlos halten, vielleicht mit Abstrichen von der maximalen Kapazität, aber selbst diese Batterien, die vielleicht bloß noch 80 oder 70% Leistung haben, können in ihrem zweiten leben noch mal über zehn Jahre ihren Dienst als stationäre Speicher in ihrem Keller oder im Gewerbebereich zuverlässig verrichten. Zumindest ist eine gebrauchte Batterie nicht wertlos, so dass keine Gefahr besteht hier erhebliche Verluste zu erleiden. Komplette Motorschäden oder Getriebeschäden nach 200.000 km sind auch keine Seltenheit und dann wird es auch bei Verbrennen richtig teuer.
Was gibt es zu den Verbrauchskosten zu sagen?
Nehmen wir mal vereinfacht an, dass ein Liter Benzin und Diesel 1,80 € kostet. Statt einem Liter Treibstoff benötigt ein Elektroauto zwei Kilowatt Strom. Für die gleiche Strecke wird auf der Autobahn Strom getankt, zum Beispiel für 70 Cent. Am Schnelllader entspricht das mal zwei gerechnet ungefähr 1,40 €, also liegt es leicht unter dem Literpreis an der Tankstelle. Zu Hause, an der Steckdose, zahlen wir derzeit ca. 35 Cent, also mal zwei sind das etwa 70 Cent. Wenn ich eine PV-Anlage auf dem Dach habe, kostet mich der Strom ca. 10 Cent. Das bedeutet mal zwei etwa 20 Cent für die gleiche Strecke. Wenn ich mir eine Mini PV Anlage selbst montiere und dadurch erhebliche Kosten, zum Beispiel über einen Online-Anbieter, einsparen kann, zahle ich inklusive Elektrikerleistung ca. 5 Cent pro Kilowattstunde. Das heißt, ich tanke mein Elektroauto für etwa 10 Cent, statt für 1,80 €. Ich glaube, diese Kostenrelation weiter ausführen zu müssen, ist nicht notwendig. Zum Schluss noch einmal das Lieblingsthema der Lobbyisten: die Reichweite eines Elektroautos. Ein deutsches Auto fährt im Durchschnitt etwa 10.000 km im Jahr, also weniger als 30 km pro Fahrt. Jedes Elektroauto fährt also eine Woche lang oder mehr, ohne nachzuladen.
Die Frage stellt sich also ausschließlich, wenn ich den Urlaub reise, oder mehr als 500 km am Stück fahren möchte. Die Frage ist, einmal konkret betrachtet, wie oft passiert das im Jahr? Die Tankstellen der Autobahnen sind mit tausenden von Schnellladestationen übersät, inzwischen auch in vielen europäischen Nachbarländern.
Betrachten wir das einmal in der Praxis:
Ich werde sicherlich nach 500 km einmal eine Pause machen und eine Zigarette rauchen, aufs Klo gehen oder mir einen Kaffee kaufen. Dafür könnte man eine Viertelstunde ansetzen. Mein Elektroauto kann ich an einer Schnellladestation problemlos in einer halben Stunde so weit beladen, dass ich damit wieder hunderte von Kilometern fahren kann. Konkret lautet also die Frage: Bin ich bereit, bei den eventuell fünf Mal im Jahr vorkommenden Fernreisen meine Pause geringfügig zu vergrößern? Was ja auch der Entspannung dient und für eine zusätzliche verbesserte Konzentration vorteilhaft ist. Oder anders ausgedrückt: Wenn ich fünf Mal im Jahr eine Pause an der Tankstelle um 10 oder 20 Minuten verlängere und mir dadurch Tausende von Euro einspare, ob das nicht eine sinnvolle Investition ist. Wenn ich ganz genau nachdenke, benötige ich auf das ganze Jahr gerechnet auch viel Zeit, um mein Auto an einer stinkenden Tankstelle zu betanken, und dieser Zeitaufwand ist sicherlich wesentlich größer, als wenn ich ein paar Mal im Jahr etwas entspannter meine Reise fortsetze. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viele entspannte und nahezu lautlose Kilometer in ihrem Elektroauto.
Ihr Reinhard Bege.